Junge Obdachlose in Leipzig brutal getötet: Täter ein Fall für Psychiatrie

Mehr als dreieinhalb Jahre sind nach dem gewaltsamen Tod der 25-jährigen Nicole Z. vergangen. Jetzt hat das Landgericht Leipzig das Verfahren abgeschlossen. Ohne Strafe. Aber frei kommt der Täter nicht.

Es war ein erschütternder Gewaltexzess an einer hilflosen jungen Frau. Nach dem gewaltsamen Tod der obdachlosen Nicole Z. auf einem Bahngelände an der Rosa-Luxemburg-Straße in Leipzig hat das Landgericht das Verfahren abgeschlossen.

Jener Mann, der die 25-Jährige im März 2020 auf unfassbar brutale Weise umgebracht haben soll, wird nicht bestraft. Aufgrund einer diagnostizierten Schizophrenie gilt der Bulgare Ahmed N. (23) als schuldunfähig, er ist ein Fall für die geschlossene Psychiatrie.

Steinschläge gegen Kopf, Stiche, Attacken mit Stange

Nicole Z. war am 15. März 2020, gegen 17.30 Uhr, zunächst mehrmals mit einem Stein auf den Kopf geschlagen worden. Sie war aber dennoch aufgestanden. In einer Gebäudenische auf dem Bahnareal hatte ihr der Täter dann keine Chance gelassen. Aktenkundig sind mindestens elf weitere Steinschläge gegen Kopf und Gesicht, Attacken mit einer Metallstange, schließlich zahlreiche Stiche mit einer abgebrochenen Glasflasche in ihren Hals.

Bei der Obduktion stellten Rechtsmediziner später an ihrem Leichnam unter anderem Schädelbrüche, Frakturen am linken Arm, eine Hirnschwellung sowie Rippenbrüche fest. Da bei den Stichen in den Hals auch die Halsvene getroffen worden war, war die Frau verblutet, und sie hatte eine Lungenembolie erlitten.

Aus dem Maßregelvollzug auf die Anklagebank

Vor Gericht ist es in einem sogenannten Sicherungsverfahren vor allem um die Frage gegangen, ob Ahmed N. gefährlich für die Allgemeinheit ist und er deshalb dauerhaft in die Psychiatrie, in den Maßregelvollzug, eingewiesen werden muss. Dort befand er sich schon vor Prozessbeginn aufgrund anderer Taten.

Denn bereits im Januar 2021 war Ahmed N. vor Gericht gewesen, weil ihn die Staatsanwaltschaft mit einer Serie von Gewalttaten zwischen August 2019 und März 2020 in Verbindung gebracht hatte. So soll er am 18. März 2020 – drei Tage nach der tödlichen Attacke auf Nicole Z. – versucht haben, einen damals 34-jährigen Mann auf dem Augustusplatz zu erdrosseln. Zudem soll er willkürlich Passanten angegriffen und eine Straßenbahn sowie einen Bus mit Pflastersteinen beworfen haben.

Freilassung aus Psychiatrie, wenn keine Gefahr mehr

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit ist es im Fall der getöteten Nicole Z. auch darum gegangen, ob von Ahmed N. weitere erhebliche Straftaten zu erwarten sind. Die Staatsanwaltschaft bejahte dies schon zum Auftakt ausdrücklich.

Eine weitere Unterbringung in der Psychiatrie ist nach Gerichtsangaben jedoch nicht angeordnet worden. Allerdings gilt der bereits bestehende Aufenthalt ohnehin als unbefristet. Ahmed N. muss so lange in der Psychiatrie bleiben, bis er keine Gefahr mehr für andere darstellt.


25-Jährige im Leipziger Osten getötet: Beschuldigter ein Fall für Psychiatrie

Im März 2020 wurde die obdachlose Nicole Z. (25) auf einem Bahngelände an der Rosa-Luxemburg-Straße in Leipzig brutal umgebracht. Dreieinhalb Jahre nach diesem erschütternden Gewaltexzess hat am Landgericht der Prozess gegen einen 23-Jährigen begonnen.

Ihr Leichnam war von der brutalen Gewalt völlig entstellt: Vor dreieinhalb Jahren wurde die damals 25-jährige Nicole Z. auf einem Bahnareal im Leipziger Osten umgebracht. Passanten entdeckten die getötete Obdachlose am 15. März 2020, kurz vor 17.30 Uhr, auf dem Gelände an der Rosa-Luxemburg-Straße. Am Montag hat am Landgericht Leipzig der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen. Der 23-jährige Bulgare ist psychisch krank und offenbar sehr gefährlich.

In jener März-Nacht 2020 soll Ahmed N. der auf der Straße lebenden Nicole Z. zunächst mindestens einmal mit einem Stein gegen den Kopf geschlagen haben. Die junge Frau fiel hin, konnte aber wieder aufstehen. Doch in einer Gebäudenische kam es dann zu einem regelrechten Gewaltexzess.

Wie Staatsanwältin Katharina Thieme zum Prozessauftakt schildert, habe Ahmed N. mindestens elfmal mit einem Stein auf Kopf und Gesicht der Frau eingeschlagen. Außerdem soll er auf sie eingeschlagen und -getreten sowie sie mit einer Metallstange angegriffen haben.

Als Nicole Z. längst nicht mehr in der Lage war, zu reagieren oder sich gar zu wehren, habe der Bulgare ihr mit einer abgebrochenen Glasflasche mehrfach in den Hals gestochen. „Der Beschuldigte wollte sie töten“, sagt Thieme.

Schädelbrüche und Stiche in den Hals

Beim Leichnam von Nicole Z. wurden später unter anderem Schädelbrüche, Frakturen am linken Arm, eine Hirnschwellung sowie Rippenbrüche festgestellt. Da bei den Stichen in den Hals auch die Halsvene getroffen wurde, verblutete die Frau und erlitt eine Lungenembolie.

Bestraft wird Ahmed N. für die Bluttat allerdings nicht. Aufgrund einer diagnostizierten Schizophrenie gilt er als schuldunfähig, er sitzt bereits in der Psychiatrie.

Im Prozess geht es daher in einem Sicherungsverfahren um die Frage, ob er weiterhin gefährlich für die Allgemeinheit ist und er deshalb dauerhaft in die Psychiatrie, in den Maßregelvollzug, eingewiesen werden muss. Staatsanwältin Thieme geht jedenfalls davon aus, dass weitere erhebliche Taten von dem 23-Jährigen zu erwarten sind.

Bereits im Januar 2021 stand die 3. Strafkammer des Landgerichts vor dieser Frage. Sie entschied sich für eine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie. Damals ging es um eine mehr als sechs Monate dauernde Serie von Gewalttaten zwischen August 2019 und März 2020.

Gericht befasst sich schon früher mit Gewalttaten

So soll der Beschuldigte Ahmed N. am 18. März 2020 – drei Tage nach der tödlichen Attacke auf Nicole Z. – versucht haben, einen damals 34-jährigen Landsmann auf dem Augustusplatz zu erdrosseln, was die Staatsanwaltschaft als versuchten Totschlag wertete. Hinzu kamen Vorwürfe, dass der psychisch kranke Bulgare willkürlich Passanten angegriffen und eine Straßenbahn sowie einen Bus mit Pflastersteinen beworfen habe.

Für den aktuellen Prozess hat die zuständige Strafkammer noch fünf weitere Verhandlungstermine vorgesehen. Mit einer Entscheidung des Gerichts ist demnach für Mitte November zu rechnen. Kurz nach Beginn des ersten Verhandlungstages hat die Kammer auf Antrag des Verteidigers Ingo Stolzenburg beschlossen, den Prozess bis zur Urteilsverkündung unter Ausschluss der Öffentlichkeit fortzuführen. Ahmed N. wollte sich zunächst nicht zu den erhobenen Vorwürfen gegen ihn äußern.


12.01.2021

Serie von Gewalttaten in Leipzig: Täter muss in Psychiatrie

Ist ein 20-Jähriger für die Allgemeinheit gefährlich? Nach einer Serie von Gewalttaten in Leipzig bejahte das Landgericht Leipzig diese Frage. Der schuldunfähige Täter kommt daher in den Maßregelvollzug

Nach einer mehr als sechs Monate dauernden Serie von Gewalttaten zwischen August 2019 und März 2020 hat das Landgericht Leipzig jetzt einen 20-jährigen Mann verurteilt. Der aus Bulgarien stammende Ahmed N. soll nach Entscheidung der Richter auf unbestimmte Zeit in der Psychiatrie untergebracht werden.

Die Tatvorwürfe in dem seit Mitte Dezember laufenden Prozess waren durchaus massiv. So wertete die Staatsanwaltschaft die schwerwiegendste Tat immerhin als versuchten Totschlag. Am 18. März vorigen Jahres soll Ahmed N. gegen 3 Uhr versucht haben, einen Landsmann (34) mit einer Kordel aus einer Jacke zu erdrosseln. Dem Opfer gelang es allerdings, sich gegen diesen potenziell tödlichen Übergriff zur Wehr zu setzen. Lediglich sein Basecap verlor der angegriffene Mann – mit der Kopfbedeckung suchte der Täter das Weite.

Pflastersteine auf Bus und Bahn

Der Angriff aus heiterem Himmel sollte keine Ausnahme bleiben. Nach Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden schlug Ahmed N. bereits am Tag nach der Würgeattacke auf dem Augustusplatz erneut zu. Der Tatort war dieses Mal die Strümpellstraße in der Nähe des Herzzentrums. Hier soll der Bulgare von hinten einem Mann das Basecap weggerissen und einen weiteren Passanten geschlagen haben. Die Polizei nahm ihn daraufhin fest. Kurz danach wurde er in die geschlossene Psychiatrie gebracht.

Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus: Ahmed N. soll schon mehrfach durch Gewalttätigkeiten aufgefallen sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann auch hinter Pflastersteinwürfen auf eine Straßenbahn und einen Bus steckt. Einmal habe er sogar einen Fahrgast am Kopf getroffen, nachdem ein Stein die Scheibe durchschlagen hatte. Auch weitere Angriffe auf Passanten sind aktenkundig. So soll er im August 2019 in der Eisenbahnstraße einen Mann aus unbekanntem Grund geschlagen haben. Auch von einer Sexualstraftat ist die Rede: Ahmed N. soll im Dezember 2019 vor einem 16-Jährigen onaniert haben. Um insgesamt neun verschiedene Delikte ging es in dem Prozess.

Schizophrene Erkrankung

Da ein Gutachter bei Ahmed N. allerdings eine schizophrene Erkrankung diagnostiziert hatte, war klar: Er ist schuldunfähig und kann nicht bestraft werden. Mithin musste die 3. Strafkammer im Rahmen eines Sicherungsverfahrens lediglich die Frage klären, ob Ahmed N. in den Maßregelvollzug kommt oder nicht. Das Strafgesetzbuch sieht dies bei einem Straftäter vor, wenn „von ihm infolge seines Zustandes erhebliche rechtswidrige Taten zu erwarten sind und er deshalb für die Allgemeinheit gefährlich ist“. Im Falle Ahmed N. bejahten dies die Richter.

Von Frank Döring


19.03.2021

Mord an Nicole Z. in Leipzig: Tatverdächtiger sitzt in Psychiatrie

Wer hat den brutalen Mord an der 25-jährigen Nicole Z. im Leipziger Osten verübt? Ein Jahr danach haben die Ermittler einen Verdacht. Allerdings suchen sie dringend per Foto nach drei unbekannten Männern, die wichtige Zeugen sein können.

Steht ein Jahr nach dem brutalen Mord an einer 25-jährigen Frau der Fall womöglich kurz vor dem Abschluss? Wie die Staatsanwaltschaft am Freitag auf Nachfrage der LVZ bestätigte, besteht ein dringender Tatverdacht gegen einen 20-jährigen Mann. Noch fehlen den Ermittlern aber offenbar wichtige Zeugen zur endgültigen Aufklärung.

Der entstellte Leichnam von Nicole Z. war am 15. März 2020 kurz vor 17.30 Uhr von Passanten an den Gleisanlagen entdeckt worden. Umgehend rückte die Polizei mit einem Großaufgebot zum Schauplatz der Bluttat aus, sperrte den Bereich weiträumig ab. Experten sicherten am Fundort der Leiche zahlreiche Spuren, während die Feuerwehr das Areal mit ihrer Technik umfassend ausleuchtete.

Der Körper der Frau wies nach Angaben der Polizei einige sichtbare Verletzungen auf, welche erste Vermutungen schnell bestätigten: Nicole Z. war Opfer eines Mordes geworden. So wurden erhebliche Kopfverletzungen festgestellt. Um die konkrete Todesursache herauszufinden, hatte der Ermittlungsrichter des Amtsgerichts auf Antrag der Staatsanwaltschaft die rechtsmedizinische Obduktion des Leichnams angeordnet.

Zum Ergebnis dieser Untersuchungen äußerte sich die Staatsanwaltschaft auf Anfrage allerdings nicht. „Dazu können aufgrund der noch laufenden Ermittlungen derzeit keine Angaben gemacht werden“, so Behördensprecher Andreas Ricken. Auch zur Frage, ob das verlassene Bahngelände, wo sich der Fundort der Leiche befindet, auch der Tatort ist, hüllen sich die Behörden weiterhin in Schweigen.

Das Areal liegt in der Nähe des Drogen-Hotspots Eisenbahnstraße. In jenem Viertel also, das Sicherheitsbehörden seit Jahren als einen der gefährlichen Orte Leipzigs einstufen – vor allem wegen häufiger schwerer Kriminalität wie Straftaten gegen das Leben, Drogenhandel, massive Körperverletzungen und Raub. Das alte Bahngelände mit vermüllten Baracken und Lokschuppen gilt auch als Rückzugsort für Süchtige und Obdachlose. Nach unbestätigten Informationen soll auch das Mordopfer in dieser Szene verkehrt und auf der Straße gelebt haben. Zu den näheren Umständen des Umfelds von Nicole Z. hüllen sich die Ermittlungsbehörden jedoch ebenfalls in Schweigen.

Gleichwohl wollen Staatsanwaltschaft und Polizei die Öffentlichkeit nutzen, um Zeugen zu finden. Am Freitag veröffentlichten sie Aufnahmen einer Überwachungskamera. Sie zeigen drei junge Männer, die sich am 15. März 2020 zwischen 2.30 und 3.05 Uhr auf dem Bahnareal neben der Rosa-Luxemburg-Straße unweit des späteren Leichenfundortes aufhielten – wenige Stunden vor dem Auffinden des Leichnams. Ganz neu sind die Bilder der mutmaßlichen Mord-Zeugen nicht. „Die Aufnahmen liegen schon länger vor“, teilte Staatsanwalt Ricken auf Nachfrage mit. „Es wurde erst jetzt entschieden, diese zu veröffentlichen.“ Er betonte, dass es sich bei den gesuchten Personen nach den bisherigen Ermittlungen um Zeugen handelt.

Ohnehin haben die Ermittler inzwischen eine ziemlich genaue Vorstellung, wer das Gewaltverbrechen an der jungen Frau verübt haben könnte. Derzeit werde gegen einen 20-jährigen Mann ermittelt, so Ricken, da nach bisherigen Erkenntnissen ein dringender Tatverdacht gegen ihn vorliege. Allerdings befindet sich der mutmaßliche Mörder nicht in Haft, sondern ist in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. „Weitere Angaben, insbesondere zum Beschuldigten und den Hintergründen der Unterbringung, können derzeit aufgrund der laufenden Ermittlungen und des Persönlichkeitsrechts des Beschuldigten nicht erfolgen“, erläuterte der Staatsanwalt.

Neben den drei abgebildeten Zeugen sucht die Mordkommission dringend nach Personen, die Hinweise auf diese unbekannten Männer geben können. Entsprechende Informationen nimmt die Kriminalpolizei über Telefon  oder auf dem Hinweisportal , wo auch Foto- und Videoaufnahmen hochgeladen werden können, entgegen.

Von Frank Döring


16.03.2020

Leichenfund im Leipziger Osten: Frau offenbar ermordet

Eine Frau ist in Leipzig offenbar einem brutalen Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Spuren am Leichnam deuten darauf hin. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.

Nach dem Fund eines Leichnams am Sonntagabend auf einem Bahnareal im Leipziger Osten steht fest: Das Opfer ist eine Frau. Nach ersten Erkenntnissen deutet offenbar einiges darauf hin, dass sie brutal ermordet wurde. „Aktuell wird in alle Richtungen ermittelt“, teilte Polizeisprecherin Mariele Koeckeritz am Montag mit. „Mit Blick auf einige sichtbare Verletzungen am Leichnam auch in Richtung eines Gewaltverbrechens.“

Kriminaltechnik vor Ort

Die Tote wurde an den Bahnanlagen an der Rosa-Luxemburg-Straße entdeckt. Die Behörden seien von einem „Hinweisgeber“ alarmiert worden, hieß es. Seit 17.30 Uhr war die Polizei am Sonntag mit einem Großaufgebot vor Ort. Während die Feuerwehr den Tatort umfangreich ausleuchtete, sicherten Beamte am Fundort der Leiche zahlreiche Spuren. Auch am Montag sind Kriminaltechniker noch im Einsatz. Das Areal ist aus diesem Grund weiträumig abgesperrt.

Obduktion angeordnet

Um die konkrete Todesursache herauszufinden, hat der Ermittlungsrichter des Amtsgerichts die rechtsmedizinische Obduktion des Leichnams angeordnet. Beantragt hatte dies die ermittelnde Staatsanwaltschaft. Weitere Details, etwa zur Identität der Toten und der Art der Verletzungen nannten die Behörden aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht. Auch zur genauen Auffindesituation der Leiche gab es vorerst keinerlei Informationen.

Von Frank Döring